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FERROPOLIS

Von unserem Appartement Henriette in Oranienbaum machten wir am Nachmittag bei schönem Wetter noch einen Ausflug nach Ferropolis, der Stadt aus Eisen. Es handelt sich dabei um ein Industriemuseum und zugleich auch um einen Veranstaltungsort in Gräfenhainichen, östlich von Dessau-Roßlau, auf einer Halbinsel im Gremminer See gelegen. Dieser entsand auf dem ehemaligen Tagebau Golpa-Nord.

Wenn man im Sommer kommt, sollte nman Badesachen mitbringen, denn man kann an einem Strand liegen und im See schwimmen. Bei Regen oder kurz danach ist ein Besuch nicht so optimal, da man hier hoch oben auf Stahlriesen herumklettert und bei denen die Treppen bei Nässe sicher rutschiger sind. Wir hatten an diesem Tag bestes Wetter und uns daher spontan für den Besuch entschieden.

Geöffnet ist das Gelände Mo-Fr von 10:00 - 18:00 Uhr und an Sonn- und Feiertagen bis 19:00 Uhr. Dann finden auch Führungen statt. Ein Highlight ist hier "Bagger im Licht". Der normale Eintritt kostet 8,00 Euro und wir waren an einem Montag vor Ort. Wenn am Wochenende Veranstaltungen stattfinden, kommt es immer wieder zu Museums-Schließtagen, um einen sicheren Auf- und Abbau unserer Veranstaltungen zu garantieren.

So auch am auf unserem Besuch folgenden Wochenende, da kam am Samstag Sido und am Sonntag war Mallorca Party. Gut, dass wir schon am Montag vor Ort waren, denn die Aufbauarbeiten hatten gerade schon begonnen. Ab Donnerstag war geschlossen, aber auch am Mittwoch war sicher schon zu viel aufgebaut um schöne Fotos zu machen.

Leider gab es keine Möglichkeit auf dem Gelände etwas zu Essen oder zu Trinken zu bekommen. Wir waren froh über die Wasserflasche im Auto, wenigstens ein paar Automaten mit kühlen Getränken hätte man aufstellen können.

1957 begannen die Vorarbeiten für den Tagebau Golpa-Nord und nur sieben Jahre später setzte die planmäßige Braunkohleförderung ein. Die hatte in Mitteldeutschland eine lange Tradition, ihre Wurzeln reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück. In den 1950er Jahren verschmolzen die zunächst verstreuten Reviere zu einem großen Ganzen und der Abbau erreichte gewaltige Ausmaße.

Zuletzt gab es in der Region 20 Tagebaue mit einem jährlichen Auswurf von zuletzt rund 100 Millionen Tonnen Kohle, Arbeit für 60.000 Bergleute. Die Braunkohle wurde verwertet von Kraftwerken, Brikettfabriken und Schwelereien.

Das hinterlies tiefe Löcher in der Erde, Golpa-Nord war eher eines der kleineren und Teil des Bitterfelder Bergbaureviers. Der Förderaufwand war enorm: Für einen Eimer Braunkohle mussten sechs Eimer Wasser abgepumpt und 5 Eimer Abraum verkippt werden.

Doch dann hatte Braunkohle kaum mehr Zukunft in Sachsen-Anhalt. 1991 war Schluss und nahezu die gesamte mitteldeutsche Braunkohleindustrie stand damals vor dem Aus. Nach Beendigung des Kohleabbaus 1991 wurde die Fläche im Rahmen eines Umstrukturierungsprojekts umgestaltet.

Nach Stilllegung wurde das Restloch geflutet, daraus entstand der Gremminer See und auf einer Halbinsel darin wurde das Gelände als Ferropolis gestaltet.









Bagger und Museum

Auf dem riesigen Gelände stehen nicht nur alte Industriereste und Häuser mit Wandmalerei, Eisenbahnen und diverse Museumbauten. Es gibt einen Strand, schöne Kinderspielplätze und natürlich die Hauptattraktion: fünf beeindruckende Tagebaugroßgeräte, die einst hier im Braunkohletagebau Golpa-Nord im Einsatz waren.

Heute sind sie Teil eines Freilichtmuseums und Hintergrund für Veranstaltungen. Besucher bekommen einen faszinierenden Einblick in die industrielle Vergangenheit und zwei der großen Geräte kann man besteigen oder bei einem sogar mit einem Aufzug nach oben fahren.

Mad Max ist ein über 40 Meter hoher Eimerkettenbagger. Mit seinen 40 riesigen Eimern ist Mad Max ein wahrer Blickfang und steht an der Arena zur Seeseite. Er wurde für das Abtragen von Abraum eingesetzt und wird bei Festivals eindrucksvoll in Szene gesetzt.

Mosquito ist ein 27,2 Meter hoher Raupensäulenschwenkbagger, der älteste und kleinste Bagger in Ferropolis und ebenfalls Abtragen von Abraum eingesetzt. Von oben hat man einen einen beeindruckenden Blick über das Gelände.

Der Schaufelradbagger namens Big Wheel besitzt ein großes Schaufelrad und ist ein markantes Beispiel für die Technik des Braunkohletagebaus.

Medusa wiegt 1.200 Tonnen und ist ein Absetzer Baujahr 1959 und wurde zum Abkippen von Abraum eingesetzt. Er verfügt über einen um 360 Grad schwenkbaren Reparaturkran und einen 61 Meter langen Ausleger. Medusa ist barrierefrei befahrbar und ermöglicht Besuchern eine neue Perspektive über das Freilichtmuseum.

Der letzte Absetzer heisst Gemini, eine Besonderheit, denn hier besichtigt man ein Schienenfahrzeug mit schwenkbarem Oberbau. Das riesige Gerät wurde von 6 bis 8 Personen bedient und wurde 1958 gebaut. Diese Maschinen sind nicht nur technische Meisterwerke, sondern auch Zeugen der industriellen Geschichte der Region.

Ferropolis dient heute als Mahnmal und Erinnerung an die Folgen des Bergbaus, aber erinnert im Museum auch an die Arbeit und das Leben der Bergleute. In der früheren 30-kV-Station, der ehemaligen Stromversorgungsanlage des Tagebaus, gibt es eine Ausstellung zur regionalen Bergbaugeschichte. Von hier aus wurde der gesamte Betrieb des Tagebaus mit Strom versorgt – von den gigantischen Abraumgeräten über die Fördertechnik bis hin zur Beleuchtung. Nach der Stilllegung des Tagebaus 1991 wurde die Station erhalten und dient heute als Museum der regionalen Bergbaugeschichte.

Hier werden auch historische Fotografien der abgebaggerten Dörfer wie Gremmin und Golpa und alte Technik ausgestellt. Die Landschaftsveränderungen werden ebenfalls thematisiert, liebvoll ausgestattet vom örtlichen Förderverein. Es gibt auch eine Ausstellung zur Vermessungstechnik im Bergbau, die die präzisen Methoden zur Planung und Überwachung des Tagebaus veranschaulicht.

Eine Besonderheit ist auch eine Nachbildung des Skeletts eines Waldelefanten (Palaeoloxodon antiquus), der vor etwa 120.000 Jahren in der Region lebte. Im Juni 1987 stießen Baggerfahrer im Tagebau Gröbern auf die Knochen. Geologen und Archäologen untersuchten die Fundstelle und entdeckten 27 Feuersteinabschläge zwischen den Knochen sowie eine unnatürliche Verlagerung eines Stoßzahns und etlicher Großknochen. Diese Spuren deuten darauf hin, dass der Elefant von Urmenschen geschlachtet wurde. Der gefundene Waldelefant war ein ausgewachsener Bulle mit einer Schulterhöhe von etwa 4,2 Metern, einem Gewicht von rund 5 Tonnen und Stoßzähnen von etwa 2,5 Metern Länge.

Im Landesmuseum für Ur- und Frühgeschichte in Halle ist das Original-Skelett des Waldelefanten ausgestellt. Das Standesamt Gräfenhainichen betreibt in historische Kulisse der ehemalige Schaltwarte eine Nebenstelle für Trauungen, unten auf dem Foto zu sehen.











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